Vortrag “Maria – Schutzfrau Bayerns”
Bericht von Günter Reichelt/Martin Haberfellner, abgehalten bei unserer Jahreshauptversammlung am 28.04.2016
Die Verehrung der Gottesmutter ist bestimmt schon so alt, wie wir Bayern Christen sind. So stand schon z.B. um 715 auf dem Freisinger Domberg die erste Marienkirche des von Bonifatius 739 gegründeten heutigen Bistums. Die Proklamation Mariens als Patronin Bayerns geht aber auf die Jahre 1615/1616 zurück und somit können wir heuer 400 Jahre Patrona Bavariae feiern.
In den vorgenannten Jahren ließ der bayerische Herzog Maximilian I. (1573 – 1651) als Herzstück seiner neuen Residenz in München die prächtige, in Bronze gegossene Marienstatue anbringen. Wir sehen sie heute noch an ihrem alten Standort gegenüber der Feldherrnhalle. Die gekrönte Gottesmutter steht auf einer Mondsichel, hält in der rechten Hand das Jesuskind und in der linken ein Zepter. Mit der auf dem Sockel angebrachten Inschrift „Patrona Boiaria“ proklamiert er Maria als Schutzherrin seines Hauses, als die himmlische Herrscherin über Volk und Vaterland Bayern. Über der Figur lesen wir die Jahreszahl 1616 und den lateinischen Satz, der volkstümlich übersetzt heißt:
„In deinem Schutz wir uns begeben, wo sicher wir und fröhlich leben“.
Als eifriger Marienverehrer besaß Maximilian ein grenzenloses Vertrauen zu Maria, eine Haltung, die er zeitlebens durch zahlreiche religiöse Akte und Anweisungen dokumentiert hat. Wichtige Staatsaktionen legt Maximilian auf Frauentage. In die Fahnen der Armee lässt er als Siegeszeichen das Bild der Madonna einsticken und während seiner Regierungszeit erfolgte die Prägung von Talern mit der Madonnendarstellung und der Umschrift „Clypeus omnibus in te sperantibus‘“ (Schutzschild aller auf dich Hoffenden). Diese Darstellung wurde auch lange Zeit nach dem Tode Maximilians I. beibehalten.
Zum Dank für die Rettung der Städte München und Landshut vor Zerstörung durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg gelobte er die Errichtung der Mariensäule mit der 7. November 1638 geweihten überlebensgroßen vergoldeten Madonnenstatue mit Kind auf dem Hauptplatz, der seit 1854 der Marienplatz in München ist. Die erste lateinische Inschrift auf der Säule lautet: Dem allergütigsten großen Gott, der jungfräulichen Gottesgebärerin, der gnädigen Herrin und hochmögenden Schutzfrau Bayerns hat wegen Erhaltung der Heimat, der Städte, des Heeres, seiner selbst, seines Hauses und seiner Hoffnungen dieses bleibende Denkmal für die Nachkommen dankbar und demütig errichtet Maximilian, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Ober- und Niederbayern, des heiligen Römischen Reiches Erztruchseß und Kurfürst, unter ihren Dienern der letzte, im Jahre 1638.
Die Mariensäule wurde zugleich zum Zentralisationspunkt historisch bedeutsamer Ereignisse. 1683 beten hier Kurfürst Max Emanuel und sein Heer, bevor sie gegen die Türken vor Wien aufbrechen; 1704 sammeln sich Kurfürstin und Volk hier, um den Abzug der österreichischen Besatzungsmacht zu erflehen; 1782 segnet Papst Pius VI. von den Stufen der Säule das bayerische Volk; am 1. Januar 1806 wird der bisherige Kurfürst Maximilian IV. Joseph dort zum König Max I. Joseph, als ersten König von Bayern ausgerufen; 1864 wird das Erlöschen der Cholera-Epidemie der Fürsprache der Patrona Bavaria zugesprochen; 1942 wird die Statue zum Schutz vor Luftangriffen in den Südturm des Domes verbracht; 1945 kehrt sie wieder an ihren angestammten Platz zurück; 1957 wird mit Rücksicht auf den U – Bahnbau die Mariensäule erneut abgetragen und die Figur in den Dom verbracht; 1970 kehrt sie zurück; 1980 betet Papst Johannes Paul II. anlässlich seines Bayernbesuchs an der Mariensäule; 1982 verabschiedet sich Kardinal Ratzinger von den Gläubigen als er nach Rom geht und am 9. September 2006 führt ihn als Papst Benedikt XVI. der erste Weg bei seinem Besuch in der Heimat zum Gebet an die Mariensäule.
1916 – also vor 100 Jahren- wandte sich der letzte Bayerische König Ludwig III. und seine Gemahlin, Königin Maria Theresia, mitten im Ersten Weltkrieg an den Papst, er möge die Gottesmutter offiziell zur Patronin Bayerns erklären. Papst Benedikt XV. gewährte die Bitte.
Durch Dekret der Ritenkongregation vom 26. April 1916 erklärte und erhob der Papst „suprema Auctoritate sue“ -auf Grund seiner allerhöchsten Autorität – Maria zur Hauptpatronin des ganzen Königreichs Bayern. Zugleich bewilligte er der Patrona Bavariae zu Ehren ein Fest mit Oktav, Festoffizium des Breviers und liturgische Texte für das Missale wurden dem Welt- und Ordensklerus Bayerns vorgeschrieben. Übrigens sehen wir den betenden König Ludwig III. und die Königin auf einem beeindruckend Altarbild der Kirche in Wildenwart.
Am 14. Mai 1916 wurde zum ersten Male in allen Bistümern Bayerns das Fest feierlich begangen. Die bayerische Bischofskonferenz beschloss 1970 das Hochfest „Patrona Bavaria“ auf den 1. Mai zu verlegen. Die Bayerischen Gebirgsschützen sind Herzog Maximilian und dem von ihm proklamierten und propagierten Patronat Mariens über Bayern in besonderer Weise verpflichtet. Sie führen ihre wehrhafte Tradition auf die von Herzog Maximilian reorganisierte wesentlich ältere Landesdefension zurück.
So ist der höchste und wichtigste Feiertag im Jahreslauf für die Gebirgsschützen der Patronatstag. Dann treffen sich alljährlich- wie heuer in Garmisch- am ersten Sonntag im Mai alle Gebirgsschützenkompanien zu Ehren ihrer Schutzfrau.
Unsere kleine bayerische Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Und sie wird sich weiter verändern. Die aktuellen Verwerfungen in Europa in politischer, in wirtschaftlicher und gerade in kultureller Hinsicht deuten darauf hin, dass wir Veränderungen nicht zum Besseren kriegen.
Und so lässt uns ein Satz des bayerischen Innenministers Hermann den er die letzten Tage prägte, aufhorchen: „Als gläubiger Christ will auch ich das christliche Abendland bewahren. Aber es ist besser am Sonntag in die Kirche zu gehen als am Montag zu Pegida-Demonstrationen“.
Wir brauchen uns nicht mehr wundern, wenn einer Umfrage nach in Deutschland gerade mal 16 % der Leute vorhaben, an Ostern einmal in die Kirche zu gehen. Die Leute entfernen sich zunehmend vom Glauben und von der Kirche. Das ist die Realität, natürlich auch bei uns Bayern. Wir müssen das zur Kenntnis nehmen. Und trotzdem 400 Jahre Patrona Bavariae.
Papst Benedikt XVI. hat anlässlich des 390 jährigen Jubiläums „Patrona Bavariae“ zu den Gebirgsschützen gesagt, und ich sage, das gilt nicht nur für sie sondern für viele Menschen in unserem Lande ob in Vereinen, Organisationen und auch im Einzelnen:
„Sie haben es sich zu Aufgabe gemacht, Hüter und Verteidiger bayerischer Volkskultur zu sein. Mit dieser Zielsetzung stehen Sie im Dienste der „Patrona Bavariae. Ich möchte Sie ermutigen, beständig zu bleiben in der Treue zu den christlichen Werten, die das eigentliche Fundament Bayerns darstellen.“
Bitten wir also auch heute noch mit dem Vers, den Kurfürst Maximilian I. anlässlich der Segnung der Mariensäule gesprochen hat und der auch auf dem Sterbebild von S.K.H. Herzog Albrecht am 8. Juli 1996 stand
Jungfrau Maria, erhalte deinen Bayern das Sach‘ und den Herrn, die Ordnung , das Land und den Glauben.