EUROPA DER REGIONEN Gedankenaustausch in der FH Rosenheim
Netzwerke im „Europa der Regionen“ knüpfen
Bayernbund lud Vertreter der Regionen nach Rosenheim
Um Gemeinsamkeiten in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Landwirtschaft und Tourismus zu stärken und zu fördern sowie Freundschaften unter dem Begriff „Europa der Regionen“ zu vertiefen, hatten sich hochrangige Vertreter aus Südtirol, Tirol und aus dem Stadt- und Landkreis Rosenheim zu einem umfassenden Gedankenaustausch im Auditorium Maximum der Fachhochschule Rosenheim getroffen.
Gastgeber und Veranstalter war der Kreisverband Rosenheim des Bayernbundes.
Bereits im vergangenen Jahr hatte eine Delegation des Bayernbundes aus dem Landkreis Rosenheim auf Einladung von Dr. Luis Durnwalder, Landeshauptmann der autonomen Region Südtirol, den dortigen Landtag in Bozen besucht, erste Kontakte und Netzwerke geknüpft und einen Gegenbesuch in der Region Rosenheim vereinbart. Dass dieser Besuch nunmehr genau zum Herbstfest stattfand, ist kein Zufall, denn bodenständige Volksfeste sind nur eine der zahlreichen Gemeinsamkeiten im alpenländischen Bereich.
Der hochkarätigen Delegation aus Südtirol unter der Leitung von MdL Dr. Walter Baumgartner, Vorsitzender des wichtigen Gesetzgebungsausschuss und Fraktionsvorsitzender der Südtiroler Volkspartei (SVP), gehörten mehrere weitere Abgeordnete des Südtiroler Landtages sowie Experten und Geschäftsleute aus den eingangs genannten Aufgabenbereichen an.
Und auch der Augsburger Europaparlamentarier, MdEP Markus Ferber, Vorsitzender der CSU-Europagruppe in Brüssel, nahm an der Tagung teil.
Der Stadt- und Landkreis Rosenheim war durch die beiden hiesigen CSU-Landtagsabgeordneten Annemarie Biechl und Klaus Stöttner fachkundig vertreten.
Moderiert wurde die Veranstaltung von MdL a.D. Adolf Dinglreiter und von Christian Glas, Vorsitzender beziehungsweise stellvertretender Vorsitzenden des Bayernbundes.
Nach einem kurzen Grußwort des Hausherrn, Prof. Dr. Heinrich Köster, ging es gleich in medias res. Fünf Themenblöcke wurden aus unterschiedlichen Standpunkten betrachtet.
Zuerst hinterfragte MdEP Markus Ferber, wie es um das Prinzip der Subsidiarität, einem Hauptanliegen in „Europa der Regionen“ stehe. Ferber sprach sich eindeutig für den Föderalismus und der den Regionen zugestandenen Subsidiarität aus, denn Aufgaben sollen möglichst dort erledigt werden, wo sie am besten realisiert werden können. Allerdings, so Ferber, sei Subsidiarität nicht in allen EU-Mitgliedsstaaten erwünscht, denn der ausgewogenen Umgang mit der Subsidiarität sei ein verantwortungsvoller und nicht immer leichter Lernprozess, der oft Kompromisse notwendig mache. Und deshalb stelle sich immer wieder erneut die Frage, wann, wo und wie ist Subsidiarität angebracht ?- Ferber schloss mit den Worten: „Wollen wir starke Regionen haben wollen, dann müssen wir auch Europa eine Chance geben.“
Ein praktikables Beispiel für angewandte Subsidiarität ist u.a. die im zweiten Themenkomplex vorgestellte Initiative zur Förderung der Informations- und Kommunikationstechnik (IuK). Innerhalb vereinbarter Normen- und Rahmenbedingungen, so Holger Jarrath von ROSIK e.V. Rosenheim, könne „via Breitbandleitungen die Welt ins Dorf gebracht werden“, regionale, leistungsfähige Netzwerke entstehen lassen und die Abwanderung aus ländlichen Gegenden verhindern.
Große Bedeutung in den „Alpenregionen“ kommt der Agrarpolitik zu. Hier hinterfragte Michael Hinterstoißer, Geschäftsführer des Almwirtschaftlichen Vereins, ob es für die 700 Almbetriebe überhaupt noch eine Zukunft gebe? – MdL und Ehrenlandesbäuerin Annemarie Biechl unterstrich, dass gerade die alpenländische Landschaftspflege der einzigartigen Almen ein wertvolles Kulturgut sei, welches sowohl aus landwirtschaftlicher als auch aus touristischer Sicht hohe Priorität genieße. Biechl erwähnte aber auch, dass es schwierig sei, eine einheitliche europäische Agrarpolitik zu schaffen. Deshalb hätten sich in Südtirol, Tirol und auch im Rosenheimer Raum zahlreiche Kleinbetriebe mit regionaler Selbstvermarktung etabliert.
Tourismusmanagerin Christina Pfaffinger, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Chiemsee Alpenland, und MdL Klaus Stöttner hoben die besondere Bedeutung des Tourismus im „Europa der Regionen“ hervor, denn „nicht nur die Touristen aus Fernost“ hätten die Schönheiten der Alpenregionen entdeckt. Stöttner bedauerte, dass die Kommunen oft „ihr eigenes Süppchen kochen“ würden und versprach, dass der „sanfte“ Tourismus, zu dem auch der Urlaub auf dem Bauernhof gehöre, demnächst stärker durch Förderprogramme angekurbelt werde. Er empfahl den hiesigen Touristikern, sich in den Tiroler und Südtiroler Urlaubsgebieten umzuschauen, denn diese hätten auf diesem Sektor bereits „Leuchttürme“ gesetzt.
Und was verbindet das „Europa der Regionen“ mit der Fachhochschule Rosenheim? – Antworten darauf unter dem Logo „Energiepolitik in Europa – Europa vor der Energiewende“ gaben Prof. Dr. Heinrich Köster, Präsident der FHR, und Prof. Dr. Dominikus Bücker, die entlang der Energiekette — Energieformen, Energiebereitstellung und Energietransport – Zukunftsprojekte vorstellten, die sicherlich für die alpenländischen Regionen von eminenter Bedeutung sein werden.
Nach einem fast vierstündigen Sitzungs- und Diskussionsmarathon sowie einem „eingeschobenen Grußwort“ von Rosenheims Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer, gab es dann hinreichend Gelegenheit, bei einer zünftigem Maß die Diskussion im Bierzelt fortzusetzen und traditionelle Gemeinsamkeiten zu pflegen.
Die Delegation aus Südtirol nahm ebenfalls am Folgetag am Erntedank-Gottesdienst teil, ehe es nach einer Stärkung im Flötzinger Zelt wieder nach Hause ins schöne Südtirol ging .
Prominente Gäste konnten der Landesvorsitzende des Bayernbundes, Adolf Dinglreiter (links) und Kreisvorsitzender Christian Glas (rechts) mit dem Südtiroler Landtagsabgeordneten Dr. Walter Baumgartner, dem Europaabgeordneten Markus Ferber und dem Landtagsabgeordneten Klaus Stöttner (von links) bei der Diskussionsrunde begrüßen. Ein Grußwort kam auch von Rosenheims Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer.
Bericht: Jürgen Engelhardt
Fotos: Jürgen Englhardt; Sebastian Hering; Dieter Bezold
Bearbeitung für Internet: Alfred Dickert