Einstimmung auf die Landesausstellung 2012 in Burghausen
Die bairische Geschichte ist voller Geschichten
Landesausstellung 2012: „Als Österreich noch bei Baiern war“
Das Nachbarschaftsverhältnis Bayern – Österreich wird durch ein über tausend Jahre gewachsenes, komplexes Beziehungsgeflecht zwischen Freundschaft und Feindschaft geprägt. Diesem besonderen Beziehungsgeflecht widmet sich dieses Jahr auch die Bayerisch-Österreichische Landesausstellung 2012 in Burghausen unter dem Blickwinkel „Bayern – Österreich: Verbündet – Verfeindet – Verschwägert“.
Am 24. Juni 2012 lädt der Bayernbund, Kreisverband Rosenheim, seine Mitglieder und interessierte Zeitgenossen zur Fahrt nach Burghausen und zum Besuch der grenzüberschreitenden Landesausstellung ein. Der Bayernbund und der Historischen Verein Rosenheim (HVR) haben etwas Gemeinsames: sie interessieren sich, wenn auch aus unterschiedlichem Blickwinkel, für die Wurzeln unserer Heimat, denn „nur wer seine Heimat kennt, wird sie lieben und verstehen“.
Und so ist natürlich der Besuch der Landesausstellung fast schon ein Pflichtbesuch, sowohl für den Bayernbund, Kreisverband Rosenheim, als auch für den Historischen Verein Rosenheim, war und ist doch Rosenheim durch die wechselseitigen Beziehungen der beiden Länder stark geprägt worden. Umgekehrt gilt das noch mehr, ging doch die „Marchia orientalis“ (Ostmark / Ostarrichi) aus baierischen Stammlanden hervor. Und das Geschlecht der Babenberger, welches von Kaiser Otto II. mit der markgräflichen Herrschaft über Ostarrichi (heute weitgehend Österreich) belehnt wurde, soll aus dem baierischen Hochadel stammen.
Zur Auftaktveranstaltung und für den Einführungsvortrag in das Jahresthema der Landesausstellung in Burghausen hatte der Historische Verein Rosenheim vor einiger Zeit mit dem Salzburger Historiker Prof. Dr. Heinz Dopsch, Mitglied der bayerischen und der österreichischen Akademie, einen anerkannten Referenten gewinnen können. Der Professor für „vergleichende Landesgeschichte“ spannte einen weiten Bogen vom älteren baierischen Stammesherzogtum, welches mit der Absetzung und Verbannung des baierischen Herzogs Tassilo III. durch Karl den Großen im Jahre 788 endete, bis hin zur Besiedlung des Donauraumes und der Entstehung der neuen „baierischen Mark an der Donau“.
Die Babenberger, aber auch die Grafen von Kärnten, der Steiermark und von Krain strebten mit Erfolg ihre Unabhängigkeit von den baierischen Herzögen an. Nachdem Heinrich der Löwe von Kaiser Barbarossa „in die Wüste“ geschickt worden war, erhielt 1180 der Wittelsbacher Pfalzgraf Otto I. das um die zuvor genannten Markgrafschaften „geschmälerte“ Baiern. Die abgetrennten Gebiete hatten nun den Status von Herzogtümern und gehörten nur „ganz lose“ noch zum baierischen Herzogtum.
Mit der de facto Unabhängigkeit der „Ostmark“ beziehungsweise Österreich entwickelten sich sowohl Baiern als auch Österreich zu selbständigen Territorialstaaten. Als das Geschlecht der Babenberger ausstarb – der letzte Barbenberger, Herzog Ottokars, fiel 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld – fiel das Babenberger Erbe an das Haus Habsburg. Ein weiterer schmerzlicher Verlust für Baiern war, als Margarete von Tirol („Maultasch“) ihre Grafschaft im Jahre 1363 ihren Habsburger Verwandten vermachte.
Am Schluss seiner profunden Ausführungen streife der Salzburger Professor nochmals die baierischen Erfolgekriege samt der davon ausgehenden Teilungen und erläuterte auch süffisant, warum die Habsburger in Österreich den Titel „Erzherzog“ eingeführt haben.
Der lange Beifall des Publikums für den Referenten im fast vollen Musiksaal des Künstlerhauses am Rosenheimer Ludwigsplatz konnte dahingehend verstanden werden, dass „der Vortrag die Lust zum Besuch der Landesausstellung in Burghausen gesteigert habe.“
Ein Bericht/Vorschau von Jürgen Englhardt