Der Bayernbund Rosenheim besucht das Volksmusikarchiv und Volksmusikpflege des Bezirks Oberbayern
Konrad Gartmeier organisierte den Besuch ins Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern, das 1985 in Bruckmühl gegründet wurde. Das Archiv ist eine Informations -und Arbeitsstelle für alle Erscheinungsformen der regionalen Musiktradition. Neben der Sammlung, Dokumentation und Archivierung gehört auch die Aufbereitung und Bereitstellung von Material aus der Volksmusik-tradition für den heutigen Gebrauch zu den Aufgaben.
Der Leiter des Archivs, Ernst Schusser, führte die Besucher durch über mehrere Stockwerke verteilten Räumlichkeiten. Er zeigte die großen Bestände an Fachbibliothek zu Lied und Gesang, Musik, Tanz und Brauch; Zeitschriften, Notendrucke und Liederbücher, Volksschauspiel, Volks- kunde, Landesgeschichte, aber auch Musikantenhandschriften für lnstrumentalmusik. Überrascht waren die Besucher aber auch über viele Sammlungen und Nachlässe von wichtigen Volksmusikforschern wie Horak, Fanderl, Scheierling, Seidl, Edelmann, Kammerer, Hartmann, v.Kaufmann, Baudrexel. Kaum aufzuzählen sind die Notenbestände alter Musikkapellen,Musikanten, Sänger, Tondokumenten, selbst alte Schellackplatten. Begeisterung fanden die zahlreichen alten Musikinstrumente, darunter eine Trommel aus Napoleons Kriegszeiten. Ernst Schusser informierte, dass zudem das Volkmusikarchiv allen interessierten Sängern und Musikanten Hilfestellungen biete. Man bereitet NotenmateriaI auf und stellt Lieder für Musikgruppen, Geselligkeiten, aber auch an Kirchen und Chöre zur Verfügung.
Mit der Bestellung von Wastl Fanderl (1915-1991) zum ersten Volksmusikpfleger 1973 war der Bezirk Oberbayern richtungsweisend für die regionale Kulturarbeit in Bayern. Ihm folgte im Jahr 1981 Wolfgang Scheck (1943-1996) und mit Ernst Schusser kam es ab 1996 zur Verbindung von Archiv und Pflege. Aktuelle Nachrichten des Volksmusikarchives und der Volksmusikpflege werden in dem regelmäßig erscheinenden Mitteilungsblatt dreimal pro Jahr veröffentlicht, das alle interessierten Bürgerinnen und Bürger Oberbayerns nach schriftlicher Bestellung im Archiv kostenlos erhalten. Für Altbürgermeister Franz Heinritzi, Vorstand des Fördervereins, ist es ein besonders Anliegen die informative Broschüre zu nutzen. In der Diskussion erzählte Ernst Schusser, dass die Arbeit sich auch neben der musikalischen Volkskultur zwischen Oberbayern, seinen Nachbargebieten und der Metropole München weit über die heutigen politischen Grenzen erstreckt. Neben diesen regionalen Zusammenhängen sind für die Vielfalt der Erscheinungsformen der Volksmusik in Oberbayern auch die angrenzenden Sachgebiete wichtig. Dazu gehört die Kirchenmusik, die Tanz- und Unterhaltungsmusik mit ihrer Ausstrahlung auf die instrumentale Volksmusik, dem Volkstanz, das musikalische Leben in den Klöstern und die Militär- und Blasmusik. Einfach alle Formen populären Singens, Musizierens und Tanzens werden beachtet. Die Geschichte der bewussten Volksmusikpflege in Oberbayern reicht bis ins 18.Jahrhundert zurück.
Zum Abschluss der Besichtigung wurde gemeinsamen das Lied vom Wildschütz Jennerwein unter der Ziehharmonika-Begleitung von Ernst Schusser gesungen und als Erinnerung gab es für jeden noch eine Musik-CD.
Text: Kurt Franz
Fotos: Kurt Franz & Norbert Zehrer
Bearbeitung für Internet: Norbert Zehrer